Während der Anreise nach Budapest wurde mir schon ein wenig bange, da ich mich einfach so in ein Abenteuer gestürzt hatte, ohne viel darüber nachzudenken und jetzt die Bedenken kamen: Was, wenn meine Kompetenzen für das Praktikum nicht ausreichen? Es wird ja schon viel Negatives über die Ungarn erzählt, das kann doch nicht alles nur Klischee sein...
Die Bedenken waren kurz nach der Ankunft glücklicherweise schnell vergessen, als mir meine neue Mitbewohnerin Jette ihren Lieblingsplatz auf dem Dach unseres Wohnhauses zeigte, von dem man eine weitläufige Aussicht auf Budapest hatte. Sie erzählte voller Liebe von ihren Erfahrungen und ich wusste, dass alles in Ordnung sein wird.
Nach einer schlaflosen Nacht habe ich gut zu meinem Praktikumsbetrieb gefunden und wurde gleich ganz freundlich von meiner Chefin Olimpia am Eingang empfangen. Sie hat mich dann herumgeführt und mir meinen Gastbetrieb sowie die relevantesten Partnerfirmen vorgestellt.
Die Arbeit in den folgenden Wochen setzte sich dann zusammen aus Recherchearbeit über europäische Berufsschulen, Übersetzungsarbeiten, dem Erstellen und Verwalten der Facebook- und Instagram-Profile meines Gastbetriebs und einer spanischen Partnerfirma sowie andere kreative Aufgaben wie z. B. das Erstellen von Flyern. Das Arbeiten mit Excel-Tabellen hat mir nicht so gut gefallen; die kreativen Aufgaben dafür umso mehr und insgesamt fand ich es toll, wie viel Verantwortung ich von Anfang an bekommen habe und dass meine Arbeit immer so wertgeschätzt wurde. Es hat sich echt gut angefühlt, das Schulwissen endlich anwenden zu können und positives Feedback zu bekommen.
Zu Beginn fiel es mir etwas schwer, mich richtig im Team einzugliedern, da fast ausschließlich auf Ungarisch geredet wurde, obwohl alle perfektes Englisch beherrschten. Nach und nach gelang es mir aber, Kontakte zu knüpfen, indem ich auch einfach mal ein paar ungarische Wörter und Redewendungen verwendete und so alle zum Lachen bringen konnte; oder indem ich typisch deutsche Süßigkeiten für alle verteilte. Das funktioniert immer und so fand ich mich eines Abends beim Salsa tanzen mit meiner Kollegin Anett. In der dritten Woche wurde ich zum einen von meiner Lehrerin Frau Wegener besucht, die jetzt dank mir einen Haufen neuer Auslandskontakte hat und zum Anderen von meiner Familie, der ich voller Stolz "meine" Stadt zeigen konnte. Das Gefühl, ihnen etwas voraus zu haben, habe ich als sehr erwachsen und selbstständig empfunden.
Die vier Wochen waren gefüllt mit lauter Ausflügen mit meinen Mitbewohnern, Tagesreisen zum Balaton, viel Lachen auf der Arbeit und ständiger Bewegung, denn wie ich gelernt habe, ist in Budapest immer etwas los und überall kann man neue, interessante Menschen kennenlernen.
An meinem letzten Abend haben meine Mitbewohner Juri und Gabin für alle gekocht und mit Gabin saß ich schließlich noch die ganze Nacht auf dem Dach. Dort, wo vier Wochen zuvor die Reise mit so vielen Hoffnungen begann, die alle erfüllt und übertroffen wurden. Dort, wo ich so viele Stunden damit verbracht habe, mich über meine Entscheidung und das Leben an sich zu freuen.
So konnte ich etwas erschöpft und doch überglücklich die Heimreise antreten, mit dem Gefühl, dass es ganz richtig ist, sich in Abenteuer zu stürzen, ohne viel nachzudenken.