"Berufsbildung ohne Grenzen" goes Ghana

Für sechs Azubis und junge Fachkräfte heißt es ab nach Afrika!

Vorfreude und die Vorbereitung auf ein spannendes Praktikum in Ghana

Nicht einmal mehr ein Monat und wir, die ASAzubis (Alina, Tamara, Lukas, Thomas, Prince und Justus) sitzen im Flugzeug nach Ghana. Mit uns fliegen auch Carolin und Julia, die im Rahmen des ASApreneurs-Programms schon jetzt unser Auslandspraktikum vorbereiten und später in Ghana zur Betreuung mit vor Ort sein werden. Die Möglichkeit für diese tolle Auslandserfahrung bietet uns Berufsbildung ohne Grenzen und das ASA-Programm. Dieses Jahr können erstmals auch Auszubildende daran teilnehmen. Wir sind zwar eine Gruppe, machen aber Praktika in zwei verschiedenen Bereichen und an unterschiedlichen Orten in Ghana. Dies macht das ganze Projekt noch spannender.

Justus und Prince entwickeln derzeit in der Bildungswerkstatt Georgsmarienhütte einen Holzvergaserofen, der später in Ghana im Ort Offinso zusammen mit den Leuten dort so angepasst werden soll, dass er optimal zum Kochen benutzt werden kann. Für die Koordination zwischen der Bildungswerkstatt und der Partnerorganisation PARDEVE ist die ASApreneurin Carolin zuständig. Alina, Thomas, Lukas und ich werden in drei verschiedenen Betrieben aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien in der Hauptstadt Accra ein Praktikum machen. Organisiert wird dies durch die Mobilitätsberatung „Berufsbildung ohne Grenzen“, welche in der DIHK Service GmbH angesiedelt ist. Die Koordination mit der Auslandshandelskammer in Accra und den ghanaischen Betrieben übernimmt für uns die ASApreneurin Julia.

Doch bis es wirklich losgeht, sind noch eine Menge Besorgungen zu machen, wie zum Beispiel ein Moskitonetz zu kaufen, die letzten Impfungen zu machen, die richtige Arbeitskleidung zu besorgen und und und...

Warum nehmen wir überhaupt an diesem Praktikum teil? Vermutlich ist das die einfachste Frage. Wie viele Azubis haben schon die Möglichkeit während ihrer Ausbildung für sechs Wochen ein Praktikum in Ghana zu machen? Richtig, nicht viele. Außerdem möchten wir einfach einen ganz anderen Einblick auf unseren Job bekommen und hoffen, dass wir ganz viel für unsere spätere berufliche Zukunft mitnehmen können.

Wir hatten das Glück, dass wir in zwei verschiedenen Seminaren auf unser Auslandspraktikum in Ghana vorbereitet wurden. Das erste Seminar fand im Rahmen des ASA-Programms statt. Wir sechs Azubis trafen uns dort zum ersten Mal. In den fünf Tagen beschäftigten wir uns mit folgenden Themen: „Was ist das ASA-Programm?“, Rassismus, Klassismus und alternatives Wirtschaften. Mit den ersten drei Themen beschäftigten wir uns alleine als Gruppe. Uns wurde relativ schnell bewusst, wie gut wir es doch als Europäer haben und wie schnell man sich irgendwelche Vorurteile oder auch Meinungen bildet, ohne vernünftig darüber nachzudenken. Das Thema „Alternatives Wirtschaften“ behandelten wir zusammen mit ungefähr 30 Studenten aus ganz Deutschland. Auch sie werden in den globalen Süden reisen um dort ein Auslandspraktikum zu absolvieren. Das Spannendste war, wie viele verschiedene Ideen beim Sammeln der Themen „Was ist Wirtschaft? Und was ist für mich gute Arbeit?“ zusammenkamen. Die Studenten hatten dabei komplett andere Prioritäten als wir. Jeder hatte eben eine andere Meinung und verschiedene Sichtweisen dazu. Bei uns Auszubildenden war beim Thema Arbeit zum Beispiel klar, dass wir arbeiten um unseren Lebensunterhalt finanzieren zu können. Für die Studenten war ehrenamtliche Arbeit beispielsweise genauso wichtig.

Außerdem hielt ein Doktorand der Universität Bayreuth einen Vortrag darüber, wie sich die kolonialen Strukturen auch heute noch im wirtschaftlichen Handeln wiederspiegeln und was dies für Auswirkungen hat. Das Thema war wirklich sehr spannend und hat zum Nachdenken angeregt. Besonders bewegt hat mich die Frage: „Habe ich es verdient, dass ich Klamotten kaufe, woran das Blut Anderer klebt?“. Dies war auf die vielen Fabriken bezogen, in denen Menschen unter sehr schlechten Bedingungen Kleidung herstellen.

Das erste ASA-Seminar war sehr spannend. Zwei Wochen später trafen wir uns schon wieder um für zwei Tage an einem interkulturellen Training zur Vorbereitung auf Ghana teilzunehmen. Wir beschäftigten uns in verschiedenen Übungen mit Fremdheitserfahrungen, die Angst vor etwas Neuem zu überwinden, Stereotypen und der Bedeutung von Kommunikation. Zudem wurden unsere ganzen Fragen zum Thema Unterbringung, Essen und Verhalten in Ghana beantwortet. Von Prince bekamen wir sogar eine kleine Einführung in Twi (einer Amtssprache in Ghana), da er für acht Jahre in Ghana gelebt hat.

Die ganzen Seminare haben uns noch viel mehr Vorfreude auf das Praktikum gemacht. Vor allem, als wir am letzten Abend noch ghanaisches Essen zubereitet und gegessen haben. Gekocht wurde auf den speziellen Öfen aus der Bildungswerkstatt Georgsmarienhütte, die später in Offinso das offene Feuer beim Kochen ersetzen sollen.

Für das Praktikum wünschen wir uns nun, dass wir sehr viele nette Menschen und deren Lebensstil kennenlernen und einfach ganz viel Neues erleben.

Bericht von Tamara Henke, Ausbildung zur Mechatronikerin für Kälte- und Klimatechnik

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